Design Thinking meets Agile

Seit einiger Zeit beschäftigte ich mich mit Design Thinking. Diese Methode hat eigentlich nichts mit Software-Entwicklung zu tun. Sie soll dazu dienen, innovative Ideen hervorzubringen. Agile Methoden verfolgen in erster Linie das Ziel, auf Veränderungen der Anforderungen zu reagieren. Aber wie kommt der Anwender oder Kunde überhaupt auf die richtigen Anforderungen?

Was ist Design Thinking?

Diese Methode basiert auf eine Reihe von Werten und Prinzipien, die jedoch nicht so gut niedergeschrieben sind, wie die Werte und Prinzipien im Agilen Manifest. Die beiden Wertesysteme sind aber sehr ähnlich und daher kompatibel. Zusammengefasst ist bei Design Thinking folgendes wichtig:

  • Gutes Design ist nicht das Ergebnis eines einzelnen, sondern eines interdisziplinären Teams.
  • Teams arbeiten iterativ in festen Zeitrahmen (Timebox).
  • Jeder wird zum Experimentieren ermutigt.
  • Fehler werden als Anlass zum Lernen angesehen.
  • Teams involvieren echte Benutzer in ihre Arbeit.
  • Jeder lässt sich inspirieren von anderen Ideen, Prototypen und Lösungen.
  • Empathie ist notwendig, um die Bedürfnisse der Benutzer zu ergründen.

Ein wichtiger Aspekt vom Design Thinking ist das interdisziplinäre Team, also ein Team, was sich in einer Firma aus verschiedenen Bereichen rekrutieren würde. Zu einem solchen Team könnten z.B. Techniker und Marketing-Leute gehören. Dieses Team durchläuft einen Prozess, der jedoch nicht starr und rigide ist. In den Prozess können je nach Bedarf Iterationen eingefügt werden. Ein wichtiger Bestandteil dieses Prozesses ist die Entwicklung von Prototypen, die dann an echten Benutzern getestet werden.

Konkret beschäftig sich Design Thinking nicht nur mit Werten und Prozessen, sondern auch mit Praktiken, in die in einzelnen Phasen des Prozesses angewendet werden können. Dazu gehören, z.B.:

  • Story Telling
  • Verschiedene Brainstorming Techniken
  • Prototyping

Wir bezeichnen Design Thinking auch als einen „Body of Knowledge“, der von verschiedenen Seiten weiterentwickelt wird. Im letzten Jahr fand in Deutschland die erste Design Thinking Konferenz statt. Mittlerweile entwickeln sich lokale Gruppen, die sich mit Design Thinking beschäftigen. Aktuell wird gerade die Gruppe Design Thinking München gegründet.

Product Owner als Flaschenhals

In der agilen Methode Scrum ist der Product Owner verantwortlich für das Hervorbringen und Priorisieren der Anforderungen. Er legt die Anforderungen als User Stories ins Product Backlog und das Entwicklungsteam setzt diese Anforderungen um. Aber wie kommt der Product Owner zu den richtigen Ideen? Sind die Features, die er umgesetzt haben möchte, die richtigen? Da er eng mit dem Team zusammenarbeitet ist die Situation viel besser als im herkömmlichen Wasserfall. Der Product Owner kann direkt Ideen auf technische Machbarkeit mit dem Team klären. Ob diese Ideen dem Kunden bzw. Anwender der Software helfen und mehr als ein „Me Too“-Feature sind, wird mit dem agilen Vorgehen nicht angegangen.

Wedding Day by flickr:Mike_fleming

Die agile Community hat dieses Problem erkannt und schaut über den Tellerrand. Design Thinking bietet Anregungen, die Arbeit des Product Owner anders zu organisieren, sodass innovativere Produkte entstehen. Viele Konferenzen haben mittlerweile Design Thinking als Thema, so z.B. die SEACON in Hamburg oder die XP2012. Pierluigi Pugliese und ich waren bereits mit dem Vortrag „Innovation needs Waste!“ auf verschiedenen Konferenzen. Ich bin gespannt, wie sich der „Body of Knowledge“ Design Thinking mit dem der Agilen Softwareentwicklung verbindet. Beide Communities können von einander lernen.